Schon seit Anfang des 19. Jahrhunderts gab es in der Karnevalszeit organisierte Vereinigungen, die sich dazu aufgerufen und in der Lage fühlten, ein Fastnachtstreiben zur Erheiterung der Inselbevölkerung aufzuziehen. So gab es im Jahr 1907 in Niederwerth zwei „Fastnachtsvereine" unter den Vereinsnamen „Humor” und „Mer bleiwe ower”. Ältere Bürger wissen zu berichten, daß zwischen den jungen Männern beider Gruppen jeweils zur Karnevalszeit regelrechter Konkurrenzkampf entbrannte. Dabei sollen die vorgetragenen Büttenreden oft diese Konkurrenz in nicht gerade zarter Sprache zum Ausdruck gebracht haben. Aber auch zu dieser Zeit machten die Karnevalisten ihre Fastnacht sicherlich, genau wie heute, aus „Spaß an der Freud”, und um ihre Mitmenschen die Alltagssorgen vergessen zu lassen. Und auch schon damals wurde die Insel Niederwerth als Paradies besungen wie aus alten Liederheften hervorgeht (Liederheft der Carnevalsgesellschaft Humor - Das Paradies unserer Stammeltern).

 



Auszug Liederheft der Carnevalsgesellschaft Humor



Das Treiben dieser beiden Vereine wurde durch die traurigen Kriegsereignisse jäh beendet.


Doch schon sehr bald nach dem Krieg erwachte auf der Insel wieder die Lust am „Fastnachtmachen”. Es waren der Sportverein und der Gesangsverein des Ortes, die wiederum gegeneinander konkurrierend, die ersten regelrechten Karnevalssitzungen mit Erfolg veranstalteten. Da allerdings das „Fastnachtmachen” für diese Vereine neben ihrer eigentlichen Aufgaben eine zusätzliche Belastung für ihre Mitglieder darstellte, konnte es kein Fehler sein, den Vereinen diese Belastung zu nehmen und die Gestaltung der Niederwerther Fastnacht in „spezielle” Hände zu geben.


Mit diesem begrüßenswerten Vorhaben fanden sich im Mai 1948 tatendurstige - und vor allem humorige - junge Männer zusammen, das Niederwerther Vereinsleben um einen „richtigen” Karnevalsverein zu bereichern.

Es waren dies die Herren:

Bähner, Willi †   Colmi, Josef †   Görgen, Mathias †   Jächel, Willi †
Kesselheim, Leo †   Kesselheim, Ernst †   Kesselheim, Josef †   Kesselheim, Mathias †
Klein, Heinrich †   Klöckner, Theo   Kreuter, Gerhard †   Mehbreuer, Hans †
Röser, Josef †   Stein, Anton †   Weber, Helmut †   Weber, Rudi †





noch lebende Gründer 1998 - 50-jähriges Jubiläum
Wim Bähner † Josef Kesselheim † Josef Colmi † Willi Jächel † Welmut Weber † Mathias Kesselheim † Heinrich Klein †
Rudi Weber † Leo Kesselheim † Theo Klöckner



Am 01. Juni 1948 fand im Gasthaus „Zur Rheinlust” die erste Gründungs- und Generalversammlung statt. Die Initiatoren dieser offiziellen Aktivitäten zur Vereinsgründung hatten sich damit den bleibenden Verdienst erworben, in die Geschichte des Niederwerther Karnevals als Gründer einzugehen.

Die Namensgebung stellte man lakonisch und in echtem Werther Dialekt fest:

„Mir were nimmi goot"

Für den „Hochdeutschen" heißt das: Wir werden nicht mehr gut, oder auch, wir sind nicht mehr zu retten, was besagen will, dass man der Fastnacht und dem Humor so sehr verfallen war, dass eine Heilung im Sinne von tierischem Ernst aussichtslos erschien. Immerhin war somit ein vielsa­gender und treffender Vereinsname gefunden.


Im Nachkriegsjahr 1948 war die Gründung eines Vereins nicht so ohne weiteres erlaubt. Es war der französischen Besatzungsmacht vorbehalten, derartige Aktivitäten zu genehmigen oder auch zu verbieten, wenn nicht alle Voraussetzungen erfüllt waren. Dem gewählten Vorstand fiel deshalb als erste Amtshandlung die Erstellung von Vereinsstatuten zu. Diese mussten ins Französische übersetzt und zusammen mit dem Genehmigungsantrag bei der Militärregierung eingereicht wer­den. In diesem Antrag musste u. a. glaubhaft gemacht werden, dass kein Mitglied des Vereins aus der politischen Vergangenheit belastet war. Das Wirken des neuen Vereins musste in das damals für Deutschland neu erlangte demokratische Weltbild passen. Nachdem all diesen Auflagen der Besatzungsmacht Genüge getan war, wurde schließlich die Gründung des Niederwerther Karne­valsvereins unter dem eingereichten Namen amtlich genehmigt.





Genehmigung der Vereinstätigkeit vom 17. September 1948

 

So konnte nun am 2. Oktober 1948 die zweite Mitgliederversammlung stattfinden, um endlich zu beschließen, nun auch aktiv zu werden.

Dies geschah dann am 27. November gleichen Jahres, als man sich im Saale des Gast­hauses „Zur Rheinschanz" mit einem bunten Abend erstmals der Niederwerther Öffentlichkeit vor­stellte. Im gleichen Hause fand dann am 20. Februar 1949 die erste regelrechte Karnevalssitzung statt. Das Gasthaus „Zur Rheinschanz" (www.rheinschanz.de) wurde zur Narrhalla und ist es auch heute noch.